Gewusst wie!

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Wie man Textilien richtig konserviert und restauriert

 Die diesjährige Fachtagung von MUSE.TG  zur Konservierung und Restaurierung von Textilien (am 1.6.2024) hatte angesichts des herrschenden Wetters und der steigenden Wasserpegel einen sehr aktuellen Charakter. Denn wie Betty Sonnberger, Leiterin des Kleinen Hausmuseums St. Katharinental und Verantwortliche für die Fachtagung, ausführte: Textilien leiden ganz besonders unter Feuchtigkeit und Nässe. Betty Sonnberger kann da aus dem Nähkästchen plaudern, hat sie doch miterlebt, wie, bei einem Unwetter in Mammern 2017, eingelagerte Fahnen und ein Baldachin durch eindringendes Wasser verschmutzt und verfärbt wurden. Verschmutzung und Farbschäden sind zwei Feinde von Textilien, ein dritter ist der Schimmelbefall. Um diesen zu vermeiden, musste in Mammern rasch reagiert werden, und zwar durch den Beizug einer Fachfrau: Karin von Lerber.

Die diplomierte Konservatorin und Restauratorin Karin von Lerber ist Spezialistin für Textilien und Dozentin an den Fachhochschulen Bern und Neuenburg. In ihrer langjährigen Tätigkeit hat sie viele Objekte restauriert und Projekte geleitet. Doch eigentlich, so hält sie gleich zu Beginn ihres Referates fest, wäre es das Beste, wenn gar keine Restaurierung nötig würde: «Das Ziel sollte sein, dass Textilien möglichst keinen Schaden nehmen.» Durch richtige Konservierung kann man bereits viel dazu beitragen. Die Massnahmen beginnen bei den Raumverhältnissen. Stimmen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnisse schafft man gute Voraussetzungen für ausgestellte sowie eingelagerte Textilien (und andere Objekte). Schachteln und Hüllen schützen eingelagerte Objekte vor Schäden durch Licht und Motten und die richtige Lagerung – hängen, legen, auspolstern – beugt dem Brechen und Verziehen des Stoffes vor.

Auch die regelmässige Kontrolle und Reinigung von Staub, also die Trockenreinigung mit einer, Bürste, Pinsel oder Staubsauger gehört zu den vorbeugenden Massnahmen zum Schutz von Textilien. Die Spezialistin empfiehlt dazu weiche Bürsten und bei fragilen Stoffen ein Fliegengitter als Filter zu verwenden. Weit aufwendiger kann die Reinigung bei «Stadtluftdreck» ausfallen, wenn sich der Staub im Gewebe festgesetzt hat. Hier kann ein Latexschwamm zum Einsatz kommen.

Kommt es zu Schäden oder sind besonders empfindliche Textilien involviert, empfiehlt sich der Beizug einer Expertin. Wie deren Arbeit aussieht, demonstrierte Karin von Lerber anhand verschiedener Beispiele. Sie zeigte das Vorgehen bei heiklen Stoffen – wenn etwa die Gefahr des Ausblühens von farbigen Stickereien auf weissem Stoff droht –, machte die Anwesenden mit den Methoden und Techniken der modernen Textilrestaurierung bekannt, zeigte aber auch deren Grenzen auf. Beeindruckend für die Zuhörenden war zu sehen, dass das Fachwissen oft sehr kreativ angewandt und experimentierend ergänzt werden muss, um die richtige Behandlungsmethode zu finden.

Der Nachmittag war dann ganz den ausgestellten Textilien gewidmet: Im Schaudepot St. Katharinental erhielten die Teilnehmenden – geführt von Carmen Aliesch – Einblick in die textile Arbeitswelt der Hausfrau des 19. Jahrhunderts, während im Museum Kunst und Wissen in Diessenhofen Christine Kolitzus in die Techniken der Rotfärberei einführte. Abschliessend traf man sich zu Kaffee und Kuchen im nostalgischen Haus zur Gewesenen Zeit und tauchte mit Monika Stahel in die Modewelt gewesener Zeiten ein.

Weitere Informationen:

© Bilder: Lucia Angela Cavegn (unten), Muse.tg (oben)

 

Betty Sonnberger erläutert die richtige Hängung von Antependien.

Textilkonservierung in der Sakristei St. Katharinental
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